Freitag, 8. Januar 2016

Fünf Ratschläge für den richtigen Umgang mit den Ereignissen in Köln

(Köln, Bundesweit) dpl - Sie sind ein wirklich guter Mensch, ihr „Refugees welcome"-Shirt ist ihnen zur zweiten Haut geworden (sie ziehen seit fünf Monaten nichts anderes mehr an) und im Keller lagern noch 1.700 Teddybären, die sie gedenken jedem Asylbewerber an den Schädel zu werfen, der nicht blitzartig im Flüchtlingsheim Schutz vor ihnen sucht? Und dann passiert so eine Scheiße wie in Köln und sie geraten in Erklärungsnot?
Jetzt sind Fingerspitzengefühl und Mut zur Realitätsverweigerung gefragt. Das „PostilLama" gibt praktische Tipps, wie sie elegant aus der Nummer rauskommen.



1. Schweigen sie zu den Vorgängen, so lange es irgend geht
ARD und ZDF haben vorgemacht, wie der Trick funktioniert. Volle vier Tage, vom ersten bis zum vierten Januar, haben die öffentlich-rechtlichen Qualitätsmedien zu den schweren Ausschreitungen in Köln nach der Devise verfahren „Silence is golden". Damit haben sie sich nicht nur den „Goldenen Blindenstock 2016" verdient, sondern ihnen bereits einen ersten, wertvollen Hinweis über das richtige Verhalten bei Vorgängen geliefert, die Ihnen nicht in den Kram passen.


2. Relativieren sie auf Teufel komm raus
Stellen sie den richtigen Kontext her. Vergewaltigungen gab es schon immer und sie sind damit irgendwie etwas völlig normales. Verweisen sie auf das Oktoberfest in München, auf die Raubzüge der Wikinger und auf den Mongolensturm über Europa. Derailen sie gnadenlos.
Aber Vorsicht! Sobald ihr Gegenüber erkannt hat, daß sie damit nur andere Opfer benutzen, um den Fokus vom Schicksal der betroffenen Frauen in Köln wegzulenken, könnte er sie für ein Riesenarschloch halten.


3. Mahnen sie, die Ereignisse von Köln könnten von der politischen Rechten benutzt werden
Dieses Argument kommt immer gut und sie stellen sich als genau der politisch-verantwortungsbewußte Zeitgenosse dar, der sie eben sind. Organisieren sie daher einfach mal eine Mahnwache gegen die besorgten Irrläufer von rechts und stellen sie einen Stuhlkreis auf die Beine, bei dem jeder mal ganz offen über seine Angst vor Glatzen reden kann. Bei der Gelegenheit regen sie mit sorgenvoller Miene an, man solle doch zukünftig unbedingt unseren Tipp Nummer 1 beachten.


4. Weisen sie darauf hin, daß sie das wahre Opfer sind
Claudia Roth hat gerade erst bei „wallstreet-online" vorgemacht, wie so etwas funktioniert. Sie sieht sich nach den Vorfällen in Köln gnadenloser Hetze im Netz ausgeliefert und stellt glaubwürdig fest: „Es werden Gewalt- und Vergewaltigungsphantasien ausgelebt, auch gegen Menschen wie mich."
Eine clevere Argumentation, der Andersdenkende nichts werden entgegenstellen können: Weil sie selbst verbal vergewaltigt werden, sind sie mindestens genau so eine arme Sau wie die real vergewaltigten Frauen in Köln und dürfen gefälligst Respekt einfordern, auch wenn sie rund um die Uhr nur Dummheiten von sich geben.


5. Heucheln sie Mitleid und fordern sie gleichzeitig, umgehend zur Tagesordnung überzugehen
Streuen sie gezielt Begriffe wie „furchtbar", „schrecklich" und „unentschuldbar" in die Diskussion rund um die Geschehnisse vor dem Hauptbahnhof in der Kölner Silvesternacht ein und lassen sie dann durchblicken, daß das Thema für sie damit jetzt aber wirklich und endgültig durch ist. Nicht etwa, weil ihnen die Opfer sowieso völlig am Arsch vorbeigehen, sondern weil es ja auch noch andere und wichtigere gesellschaftliche Themen gibt. Zum Beispiel mehr Willkommenskultur im Umgang mit Flüchtlingen.

Pizzaflegel

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