Mittwoch, 23. März 2016

Ausbildungsstandort Deutschland zu konservativ


Berlin (dpl) - Den Berufsausbildungszentren Deutschlands steht ein enormer Zeitenwandel bevor. Nicht nur die demografische Entwicklung, sondern vor allem der Zustrom von immer mehr Schutzsuchenden aus Afrika und dem Nahen Osten stellt die Bildungszentren vor immer neue Herausforderungen.


Karl-Rüdiger Gutman vom Berufsverband der berufsbildenden Ausbildungszentren erklärte bei der gestrigen Podiumsdiskussion im Stadtkulturhaus zum Thema „Berufsausbildung im Zeichen des Wandels“ unter anderem:

„Mit der derzeitigen Situation sind viele unserer Verbandsmitglieder hoffnungslos überlastet. Der Bedarf an Ausbildungsplätzen wurde von uns vollkommen falsch eingeschätzt, wobei man sagen muss, dass auch für uns die Entwicklung in dieser Form nicht vorhersehbar war. In der Vergangenheit wurden im Berufsbildungsbereich, wie sich jetzt herausstellt, viele Fehlentscheidungen getroffen. Insbesondere die Schwerpunktbildung im handwerklichen Umfeld oder auch im medienorientierten Dienstleistungsbereich stellte sich letztendlich als Irrweg heraus. Diese Berufsbilder werden derzeit kaum noch nachgefragt. Insbesondere bei handwerklich anspruchsvollen Berufen geht die Nachfrage derzeit gegen Null. Irgendwie kann man die Jugend auch verstehen, wo man heutzutage auch alles einfach per Mausklick bei diversen Internetanbietern erwerben kann und z.B. die Backwarenrohlinge auch preiswert aus China geliefert werden. Diese Entwicklung haben wir in der Form nicht erahnen können. Die größte Umwälzung steht uns jedoch durch die asylsuchenden Flüchtlinge bevor, welche sich hier in Deutschland um berufliche Integration bemühen. Auch für diese entsprechen unsere traditionellen Berufsbilder natürlich nicht deren Erwartungshaltung. Hier müssen wir mit der Zeit gehen und uns anpassen müssen! Die meisten der Schutzsuchenden möchten sich hier in Deutschland zunächst als Raumfahrer, Profisportler, Gamer oder Autohändler niederlassen. Diese Bereiche wurden von uns jedoch bisher stark vernachlässigt. Gerade im Bereich Raumfahrt mangelt es der überwiegenden Anzahl der Verbandsmitglieder an geeignetem Ausbildungspersonal.“ Ergänzend fügten andere Diskussionsteilnehmer hinzu, dass hier natürlich die Politik gefordert sei. Man müsse auch die sich bietenden Chancen ergreifen! Noch nie zuvor waren so viele Jugendliche bereit, ihren Lebensunterhalt als Raumfahrer zu bestreiten. Für kulturelle Vorbehalte sollte im Hinblick auf die sich bietenden positiven Effekte kein Raum sein. Insbesondere angesichts der Tatsache, dass dieser Fachbereich bisher von deutschen Jugendlichen gemieden wurde. Schon mit einem dreimonatigen Deutschvorbereitungskurs zum Beispiel könne man vielen Neubürgern die weitere Ausbildung zum Raumfahrer oder Profisportler ermöglichen. Man müsse nur wollen! Darin waren sich die Diskussionsteilnehmer einig. Wobei von der überwiegenden Anzahl der Diskussionsteilnehmer auch in diesem Bereich eine gesamteuropäische Lösung im Berufsbildungsbereich angemahnt wurde. Denkverbote sollte es dabei nicht geben.

Text: H.W.

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