Freitag, 17. April 2015

Skandal - Echter Peruaner schleicht sich in Panflötenspielergruppe ein!


Bochum (dpl): Cemal Yildeniz (32) ist furchtbar wütend: „Seit fünf Jahren stehe ich nun fast jeden Tag zusammen mit meinen Kumpels in Bochum in der Fußgängerzone und mache Musik. Die Leute kennen uns und wissen, wie sie mit uns umzugehen haben. Einige geben Geld, verbunden mit der Aufforderung, jetzt doch endlich ruhig zu sein, manche beschimpfen uns als ‚Andenzigeuner‘, viele sehen uns nur und hauen dann sofort ab. Tja, und jetzt passiert so eine Scheiße."

Herr Yildeniz von der ‚Original Andengruppe El Condor‘ ist mit seinen Freunden Mohamed, Dimitrios und Anastasios bereits seit mehr als zehn Jahren im Musikgeschäft, hat bis zum dauerhaften Platzverweis in Dortmund gespielt und jetzt in Bochum. Der gelernte Maschinenschlosser weiß inzwischen, wie er die Panflöte richtig herum hält und hat bereits zwei Melodien im Repertoire, die er fast fehlerfrei zu spielen beherrscht. Jetzt allerdings sieht er die bürgerliche Reputation der ganzen Indiomusikszene in Gefahr:

„Gut, mir ist gleich aufgefallen, daß mit unserem neuen Bandmitglied Tupac irgendwas nicht gestimmt hat. Egal, wie du den Kasper angeredet hast, ob auf türkisch, auf griechisch oder sogar auf deutsch, der hat einfach gar nichts verstanden und irgendein blödes Kauderwelsch gequatscht. Heute weiß ich natürlich, daß das spanisch war.
schön mit Lamas drauf: Chullo
Dann sah der Typ so komisch aus und mußte sich vor den Auftritten gar nicht schminken. Der Poncho und die Andenmütze standen dem auch irgendwie merkwürdig, aber sowas kann natürlich passieren. Mißtrauisch bin ich aber dann ganz ehrlich erst geworden, als der Spinner uns mit ständig neuen Liedern und vielseitigen Melodien überrascht hat. Ich meine - hallo, wir sind eine Panflötenspielertruppe, wer erwartet denn da sowas?!"

Heute wissen Cemal Yildeniz und seine Freunde, daß sich mit Tupac Vazquez (21; geboren in einem Vorort von Lima) ein echter Peruaner in ihre bisher so erfolgreiche Gruppe eingeschlichen hat. Der Mann war mit einem Touristenvisum in die Bundesrepublik eingereist, um sich hier mit seiner Musik ein paar Euros zu verdienen und dann nach drei Monaten in seine Heimat zurückzukehren.

Yildeniz ist immer noch ganz außer sich: „Natürlich haben wir den Trottel sofort aus der Band geschmissen und ihm dann noch mal kräftig die Fresse poliert. Wissen sie, ich habe ja eigentlich gar nichts gegen die Drecks-Südamerikaner. Aber hier herkommen, in unser Land und dann anständigen Leuten wie uns die Arbeit wegnehmen - nee, sowas geht natürlich gar nicht. Und wenn sowas rauskommt, ein echter Peruaner in einer Indiomusikgruppe mitten in der Fußgängerzone von Bochum, sie, dann ist unsere Glaubwürdigkeit echt zum Teufel!"

Immer noch sichtlich erregt setzt sich Herr Yildeniz die Chullo [die Indiomütze; steht mir auch sehr gut, Anm. des Chefred.] auf, gibt uns rasch die Hand und eilt dann davon. Er hat heute zu später Stunde noch einen Auftritt als Sänger im ‚Original Don Kosaken Chor Bochum-Süd‘.



 
Text von: Andenpizza, Foto rechts: Nberlanga, CC-BY-2.5