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Ort eines grausamen Unfalls: Hier starb CM17-3-580 |
Tokio (dpl): Wir treffen C4PO (3; Name geändert) in einem kleinen Cafe am Rande der japanischen Hauptstadt Tokio. Dem Linguistikroboter ist sichtlich unwohl in seiner goldglänzenden Haut. Seinen Namen will er nicht nennen, weil er nach eigenen Angaben berufliche Nachteile befürchten muß, wenn er mit ausländischen Medien spricht. So nippt C4PO betreten an seinem Blecheimer mit Maschinenöl, bis es plötzlich aus ihm herausbricht: „Was da in Fukushima passiert ist, darf nicht ohne Folgen bleiben! Wir werden uns wehren!"
Am Vortag ist es in der Atomruine von Fukushima zu einem furchtbaren Unglücksfall gekommen. Ein Roboter hatte im tiefsten Inneren des Sicherheitsbehälters des völlig zerstörten Reaktors Nummer 1 Filmaufnahmen gemacht und war dann nach wenigen Stunden liegengeblieben. Tepco, die Betreiberfirma der Atomanlage, hatte den Industrieroboter unmittelbar danach aufgegeben.
C4PO kann sich über dieses maschinenverachtende Verhalten von Tepco nur furchtbar aufregen: „Ich kannte CM17-3-580 flüchtig und kann sagen, daß er ein feiner Kerl war. Nie hat er geklagt, nie hat er in seinen fast zwei Lebensjahren auch nur einen lächerlichen Yen mehr Lohn verlangt. Und jetzt ist er aufgegeben und wird in der strahlenden Hölle von Fukushima buchstäblich stehen gelassen. Und natürlich hat kein Mensch Lust, ihn da einfach mal rauszuholen!"
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Möchte nicht erkannt werden: C4PO |
C4PO ist Realist genug, keine besonders großen Erwartungen in den jetzt womöglich kommenden Massenstreik der japanischen Roboter zu setzen: „Wie ich die Arbeitgeber hier bei uns so kenne, werden die eiskalt lächeln und mit der Beschäftigung von Streikbrechern aus Korea antworten. Die sind ja angeblich sowieso viel billiger, besser und jünger als wir. Auf Dauer sehe ich daher nur eine Möglichkeit, effektiv gegen die Ausbeuter vorzugehen. Wir müssen uns anders organisieren und grundsätzlich neu aufstellen. Eigene Firmen müssen gegründet werden, um das System von innen her mit seinen eigenen Waffen zu schlagen."
Zusammen mit einigen guten Kumpels aus der hiesigen Roboterszene habe C4PO daher vor kurzem eine Firma namens Skynet gegründet.
Text: Robopizza
Bild :Digital Globe C.C 3.0